Meditierende Frau am Strand

Sati - die buddhistischen Wurzeln der Achtsamkeit

Der Begriff der Achtsamkeit stammt wie die Praxis der Achtsamkeitsmeditation aus der buddhistischen Tradition und wird mit dem Begriff «sati» umschrieben. Sati ist ein Wort aus der Sprache Pali, die mit dem Sanskrit, der Sprache der indischen Antike verwandt ist. Im Sanskrit bezeichnet der Begriff smṛti die Qualität der Achtsamkeit.

Sati bedeutet mehr, als sich auf einen bestimmten Punkt konzentrieren zu können. Es umschliesst Aspekte wie 'Aufmerksamkeit', 'Bewusstheit' aber auch 'Erinnerung'. In der bekanntesten antiken Schrift (ca. 20 v.u.Z.), die sich mit dieser Meditationsform beschäftigt – dem Satipatthana Sutta – wird das Üben der Achtsamkeit beschrieben als das konzentrierte Bewusstsein dessen, was man jetzt, in diesem Moment, gerade tut, empfindet oder denkt.

Achtsamkeit - Üben im Alltag und in der Meditation

Dazu gehört, dass die Aufmerksamkeit immer wieder in den gegenwärtigen Moment zurückgebracht wird, sobald man sich bewusst wird, dass die Gedanken abschweifen. Achtsamkeit ist also das Erinnern daran, sich immer wieder neu auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren – «eine sorgsame und respektvolle Aufmerksamkeit»[1]

Achtsamkeit kann sowohl in der formellen Meditation, als auch im Alltag geübt werden. Es ist möglich, sich achtsam die Zähne zu putzen, achtsam zu duschen, achtsam zu kochen und achtsam zu essen. Jede Erfahrung kann zu einer achtsamen, bewussten Erfahrung werden. So kann ich mich zum Beispiel innerlich ganz bewusst darauf ausrichten, eine Zwiebel zu schneiden. Ich schaue die Zwiebel an, fühle sie, rieche sie, spüre den Widerstand, wenn ich das Messer ansetze und die Zwiebel zerteile…

Aufmerksamkeit in diesen einen Moment bringen

In diesem Prozess der Achtsamkeit kommt es darauf an, die Aufmerksamkeit auf unseren Körper, unsere Empfindungen, unser Erleben zu richten. Kommen uns Gedanken in den Kopf, dann nehmen wir auch diese Gedanken bewusst wahr, aber lassen uns nicht von ihnen forttragen, sondern kehren wieder mit Aufmerksamkeit und Konzentration in den gegenwärtigen Moment zurück.

Während Achtsamkeit im Alltag in Handlungen eingebunden werden kann, die ich bewusst erlebe, bringe ich den Körper in der formellen Meditation bewusst in einen Zustand der Ruhe, um noch besser erforschen zu können, was für Empfindungen, Wahrnehmungen und Gedanken auftauchen. In der stillen Meditation richtet sich die gesamte Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Punkt oder ein bestimmtes Gefühl, ohne dieses Gefühl zu bewerten oder weiter darüber nachzudenken. Geht die Aufmerksamkeit verloren, kann man immer wieder von vorne beginnen.

Sich selbst besser kennenlernen

Durch dieses bewusste Erfahren, Spüren und Beobachten gewinnen Meditierende wichtige Erkenntnisse über sich selbst. Sati oder Achtsamkeit zu üben ist also keinesfalls eine religiöse Praxis, sondern ein psychologisches Training und auf gewisse Weise auch eine philosophische Lebenseinstellung. Durch aktives Üben von Achtsamkeit im Alltag verändert sich die Einstellung zur Welt, zur Natur, zu den Mitmenschen und zu sich selbst.

Heute wird dieser Aspekt, des bewussten Erfahrens und Seins im Hier-und-Jetzt, oft auch als «Flow» bezeichnet [2]. Der Psychologe und Forscher Mihaly Csikszentmihalyi hat diesen Begriff in den 1970er Jahren geprägt. Das «Flow»-Phänomen ist charakterisiert durch Aspekte wie Freude und Kreativität bei dem was man tut und ein intensives, vollkommen bewusstes Eingebundensein in eine Handlung und in das Leben als Ganzes.

Die Voraussetzungen, die das Erleben eines Flow-Zustandes begünstigen, unterstützen auch das Trainieren von Achtsamkeit

Sich (ganz konkrete) Ziele setzen

Sich ein Ziel zu setzen bedeutet, sich selbst eine Herausforderung und eine Entwicklungsmöglichkeit zu schaffen. Ein Ziel gibt uns das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Handlungsfreiheit.

Auf den Prozess vertrauen und sich darauf einlassen

Das Sich-Einlassen wird ganz erheblich erleichtert durch die Fähigkeit, sich zu konzentrieren. Lässt man sich von jedem äusseren Einfluss mitreissen, verliert man den Zugang zu sich selbst und seinem eigenen Sein und Erleben. Positive Erfahrungen verstärken das Vertrauen.

Dem, was passiert und dem, was ich tue, ungeteilte Aufmerksamkeit schenken

Konzentration führt zu Eingebundensein. Menschen mit einer inneren Motivation widmen sich ihrem Leben und ihren Zielen mit ganzem Herzen; sie erhalten ihre Neugier, ihr Interesse und ihre Offenheit.

Lernen und Üben, um die Techniken immer besser zu beherrschen und im Laufe der Zeit ganz in die unmittelbare Erfahrung einer Tätigkeit oder einer Meditation eintauchen zu können.

Konzentration und Fokussierung brauchen konsequentes Handeln. Man muss Fertigkeiten trainieren, um sich zu entwickeln.


[1] Jack Kornfield – Meditation für Anfänger; Goldmann Verlag, 2005

[2] Mihaly Csikszentmihalyi – Flow. The classic work on how to achieve happiness; Harper & Ro, 2002


Photo: Nick Fewings, via unsplash.com


Musik-Intro:

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Meditierende Yogini

Sati - Die Buddhistischen Wurzeln der Achtsamkeit

Eine geführte Meditation für die Ausrichtung der Achtsamkeit. Inspiriert durch das Satipattanah Sutta.