Yamas und Niyamas

Alte Werte als Anregungen für ein gelingendes Leben, Zufriedenheit und gute Beziehungen

Es gibt nur Gutes, wenn man es tut. Auch nach über 1600 Jahren sind die Yamas und Niyamas – ethische Leitlinien, die einem indischen Gelehrten namens Patañjali zugeschrieben werden – noch immer aktuell. Das heisst, das gute oder ethische Verhalten ist auch heute noch nicht zur Selbstverständlichkeit geworden, sondern jede Gesellschaft scheint wieder von neuem damit beginnen zu müssen, ethisches Handeln zu fordern und zu fördern. Dabei sind die Vorteile ethischer Leitlinien und Werte offensichtlich. Bessere soziale Beziehungen, weniger Egoismus, mehr Ehrlichkeit und schliesslich mehr Zufriedenheit. Deshalb lade ich dich ein, in der Begegnung mit den alten Regeln nach deinen eigenen Werten zu suchen.

Ethische Grundlagen - Basis des Yogaweges

Die Yamas und Niyamas sind zehn Verhaltens-Leitlinien, die Yoga-Übende darin unterstützen sollen, sich auf einen tiefen Zustand der Meditation vorzubereiten, für den innere Ruhe und Gelassenheit unerlässlich sind. Sie sind die ersten Hilfsmittel von insgesamt acht Gliedern - «aṣṭāṅgayoga» - der Selbst-Entwicklung, wie sie im Yoga Sutra von Patañjali (heute von einigen Wissenschaftlern auch Patañjalayogabhāṣya genannt (Yoga Sutra und Kommentar)) aus dem 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung beschrieben wird.

Das konsequente Umsetzen dieser ethischen Leitlinien gilt für Patañjali als essentiell für den Erfolg im Yoga. Sie werden als Prinzipien angesehen, die das individuelle Leben und das soziale Leben erleichtern und verbessern. Auch wenn dieser Übungsprozess Konzentration und Durchhaltevermögen erfordert, wollen die Yamas und Niyamas uns nicht einschränken, sondern helfen, uns von Unzufriedenheit, übermässigem Egoismus und Trägheit zu befreien, indem sie die innere Entwicklung hin zu mehr Zufriedenheit fördern.

Besser leben durch Achtsamkeit und Mitgefühl

Dass Menschen in ihrem Zusammenleben ethische Grundlagen brauchen, die zu aufrichtigem gegenseitigem Respekt und Wertschätzung führen, betonte schon der historische Buddha - lange bevor der Gelehrte Patañjali seine ethischen Grundsätze für die Praxis des Yoga formulierte. «Loving kindness» (mettā) oder liebevolle Güte, gegenüber allen Lebewesen und gegenüber der ganzen Welt, sollte nach Anweisung des Buddha stetig geübt werden, als eine Form der Achtsamkeit gegenüber dem Leben an sich. «Liebevolle Güte» gehört zu den vier unermesslichen Zuständen, den brahmavihāras - liebevolle Güte (mettā), Mitgefühl (karuṇā), altruistische Freude (muditā) und Gelassenheit (upekkhā) – die für ein gutes Zusammenleben und auf lange Sicht sogar für das Überleben notwendig sind.

„Mitgefühl und Liebe sind keine bloßen Luxusgüter.
Als die Quelle von innerem und äußerem Frieden,
sind sie grundlegend für das Überleben unserer Spezies.“

Dalai Lama

Im Buddhismus wurden die ethischen Komponenten des Lebens im edlen achtfachen Pfad zusammengefasst. Dieser Pfad weist darauf hin, worauf es ankommt, wenn man ein grossherziges und gutes Leben führen will: auf eine aufrichtige Einstellung, aufrichtiges Denken, aufrichtige Rede, usw. Doch während die buddhistische Anleitung immer sehr eng mit der religiösen Lehre verknüpft ist, bietet das Yoga Sutra konkrete Hinweise auf gutes Verhalten und gutes Handeln, die in jedem Lebenszusammenhang, in jedem individuellen Alltag umgesetzt werden können.

Yoga - Werte im Alltag leben

Wenn wir Yoga ernsthaft praktizieren, üben wir nicht nur auf der Matte, sondern versuchen bestimmte Werte auch in unseren Alltag zu integrieren. Diese Werte müssen nicht unbedingt mit den Yamas und Niyamas von Patañjali übereinstimmen – es gibt auch andere Konzepte, die ebenso wertvoll sind. Als Leitlinien bieten diese Werte jedoch gute Anhaltspunkte dafür, sich mit den eigenen Erwartungen, Zielen und Werten zu beschäftigen. Sich klar zu machen, was für das eigene gute Leben – jenseits von Konsum und Materialismus – wünschenswert und notwendig ist.

Die Yamas

Die fünf Yamas (Sanskrit यम, wörtl. «Zügel») aus dem Yoga Sutra sind Anhaltspunkte oder Werte, die dir helfen können, dein Verhalten gegenüber dir selbst und Anderen einzuschätzen und durch eine gewisse Selbstdisziplin eine ethische Haltung zu kultivieren.

Hier wird die Bedeutung der einzelnen Yamas beschrieben und wenn du magst, kannst du dir Stift und Papier bereitlegen, um deine eigenen Gedanken zu den verschiedenen Bereichen zu notieren.