Collage mit liegender Frau
Collage Bindu, 2021

Kann Metta Meditation unser Leben verbessern?

Die Metta Meditation – auch als «Liebende-Güte-Meditation» bekannt – ist ursprünglich eine buddhistische Praxis und eine wichtige Begleiterin der Achtsamkeitsmeditation. Ihr Ziel ist es, positive Gefühle und Werte zu kultivieren, um so auf negative Gefühle wie Angst, Zweifel und Feindseligkeit ausgleichend zu wirken.

Während eine Haltung der Achtsamkeit darin besteht, alles, was wir wahrnehmen, ganz bewusst und ohne Urteil zu erleben – egal ob es positiv oder negativ ist – ist die Metta-Meditation darauf ausgerichtet, ethische Werte wie Güte, Toleranz oder Grosszügigkeit einzuüben. In der buddhistischen Praxis ist diese ethische Haltung entscheidend. Denn erst sie vermittelt einen Sinn für das gemeinsame Menschsein, für die Bedeutung sozialer Beziehungen und für die eigene Verletzlichkeit.

In Forschungen der Neurowissenschaften zu den Effekten der Meditation zeigt sich deutlich, dass eine dreimonatige Meditationserfahrung Qualitäten wie Akzeptanz und Offenheit fördert und so eine Aufwärtsspirale in Gang setzt, die sich auf viele Aspekte des Lebens positiv auswirken kann.

So konnte die Neuropsychologin Tania Singer mit der von ihr initiierten und geleiteten ReSource Studie nachweisen, dass regelmässige Metta Meditationen eine Auseinandersetzung mit den eigenen Emotionen unterstützen, dem Vermeiden von negativen Emotionen entgegenwirken und prosoziales Verhalten fördern.

Die negativen Auswirkungen von sozialem Stress werden ausgeglichen, die Aufmerksamkeit verbessert sich und eine Steigerung positiver Gefühle kann wiederrum beim Entwickeln innerer Ressourcen helfen. Letztendlich kann jede Weiterentwicklung der Persönlichkeit dazu führen, dass ein Mensch sein Leben als erfüllter und sinnvoller erlebt, wobei gleichzeitig der Umgang mit Erfahrungen von Stress, Sorgen oder Ängsten als weniger belastend erfahren wird.

Das Meditieren setzt so unter Umständen eine Kettenreaktion in Gang, die das Leben grundsätzlich zum Besseren hin verändern kann. Die Zeit arbeitet dabei für den Meditierenden. Zu Beginn der Praxis mag noch nicht allzu viel passieren. Doch wenn das Meditieren vertrauter geworden ist, ergeben sich immer mehr positive und stabilisierende Effekte, wie die Regulierung des autonomen Nervensystems, eine verbesserte Immunabwehr und eine verbesserte Körperwahrnehmung, die sich etwa nach sechsmonatigem Üben einstellt.

Regelmässiges Meditieren hat deshalb nicht nur eine entspannende Wirkung auf die Psyche, sondern beruhigt das gesamte menschliche System und wirkt sogar darüber hinaus, indem sich über eine Veränderung unseres Mitgefühls und Verantwortungsgefühls auch die Beziehungen zu unseren Mitmenschen verbessern.


Quellen

Emma Seppällä - 18 Science-Backed Reasons to Try Loving-Kindness Meditation; https://www.psychologytoday.com/gb/blog/feeling-it/201409/18-science-backed-reasons-try-loving-kindness-meditation

Tania Singer, Matthias Bolz (Hrsg.) - Mitgefühl in Alltag und Forschung, ebook, Max-Planck-Gesellschaft, München, 2013

Tania Singer - Das ReSource Projekt, https://taniasinger.de/de/das-resource-project/